von Pedro Cona Caniullan

Indigene Völker sind unterschiedlich stark von der Corona-Pandemie betroffen, je nachdem in welchem Land bzw. welcher Region sie leben. Die schwierige Situation, in der sich die meisten indigenen Gemeinschaften befinden, sei es aufgrund von schlechter medizinischer Versorgung, von Landnahme oder Verletzungen ihrer Rechte wird in dieser Krisenzeit noch prekärer werden. Ihre unterschiedlichen Situationen jedoch rufen auch unterschiedliche Strategien zum Umgang mit der Krise und den jeweils auferlegten Maßnahmen hervor.

In Brasilien ziehen sich indigene Gemeinschaften in die freiwillige Isolation zurück, um sich vor der Pandemie zu schützen. Die brasilianische Indigenenpolitik unter Präsident Bolsonaro ist gekennzeichnet durch Menschenrechtsverletzungen, die Ausbeutung indigener Territorien und die drohende Aberkennung oder Aufhebung indigener Rechte und geschützter Gebiete. Hier ist keine Unterstützung für indigene Gemeinschaften in Zeiten der Corona-Krise zu erwarten. Im Gegenteil soll die staatliche Indigenenbehörde FUNAI erlassen haben, dass “freiwillig isoliert lebende indigene Völker aus Schutz vor der Pandemie” kontaktiert werden dürfen, wie die GfbV in ihrem Artikel schreibt https://www.gfbv.de/de/news/covid-19-in-brasilien-9975/

Für Aborigines Gemeinschaften im australischen Outback bedeutet ihre abgelegene Lage zwar, dass sich das Virus nicht so schnell ausbreitet und ihnen noch etwas Zeit für Vorkehrungen bleibt. Jedoch heißt dies andererseits, dass die ohnehin schwierige medizinische Versorgung in den abgelegenen Gebieten noch prekärer wird und aufgrund der Unterversorgung in den Gemeinschaften mit einer höheren Sterblichkeitsrate zu rechnen ist. Lesen Sie mehr im Artikel des ‘Guardian’ https://www.theguardian.com/world/2020/apr/02/vulnerable-indigenous-communities-work-to-mitigate-consequences-of-coronavirus

In Peru informiert CHIRAPAQ – das Zentrum für indigene Kulturen in Peru – über die Situation indigener Völker in dieser Corona-Krise. CHIRAPAQ beobachtet außerdem die Regierungsinstitutionen, die für die Bedürfnisse der indigenen Völker relevant sind und verfolgt die erlassenen Maßnahmen. Über einen ständigen Kontakt mit Verbündeten in verschiedenen Regionen, wird auch über jede Verletzung der Rechte indigener Völker informiert, die während dieser Gesundheitskrise auftreten. Lesen Sie mehr dazu auf der Seite von CHIRAPAQ http://chirapaq.org.pe/en/coronavirus-in-peru-new-measures-and-demands-in-the-interest-of-indigenous-peoples

Aus Thailand erreichte uns ein Bericht von PASD – Pgakenyaw (Karen) Association for Sustainable Development – über die aktuelle Situation in den Karen Gemeinschaften. Die Karen glauben, dass ungewöhnliche Praktiken bestimmte Arten von Missgeschicken verursachen können. Die weltweite Verbreitung von COVID-19 erfordert eine stärkere Solidarität zwischen Nationen in nah und fern.

Das Corona-Virus hat auch wirtschaftliche Auswirkungen auf die Karen Familien, deren Mitglieder in den Städten Geld verdienen mussten, um das Problem der Familienverschuldung zu lösen. In einer Reihe von Familien treten wirtschaftliche Spannungen auf, insbesondere wenn ihre Mitglieder regelmäßig ins Krankenhaus müssen, um Medikamente gegen langfristige und teure Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes zu erhalten.

Andererseits belebt die Krisensituation auch traditionelle Rituale zum Schutz der Gemeinschaft und Karen beziehen sich auf traditionelle Sprichwörter und Anweisungen zum selbständigen Lebensunterhalt mithilfe ökologischer Nahrungspflanzen aus der Rotationslandwirtschaft und der verwandtschaftsbezogenen Beziehungen in der Gemeinschaft.

Vom Institut Dayakologi auf Kalimantan erfahren wir von der Durchführung traditioneller schützender Rituale, um die Verbreitung von Covid-19 in den Dayak Gemeinden zu verhindern. Der Zweck der Rituale besteht u.a. darin, die Bedrohung aller Arten von Krankheiten, einschließlich der durch das Corona-Virus verursachten Krankheiten, für alle Bewohner*innen der indigenen Gemeinschaften von Kampung Segumon aufrechtzuerhalten und abzuwehren. Rituale sollen auch das Bewusstsein aller Bürger*innen stärken, um die Krankheiten zu vermeiden. Bei der Kalimantan Review finden Sie weitere Informationen https://kalimantanreview.com/tangkal-korona-masuk-kampung-dan-meluas-masyarakat-adat-komunitas-tampun-juah-di-ketemenggungan-sisang-kampung-segumon-gelar-ritual-adat-malis/