Bewegende Berichte und Erfahrungen unserer indigenen Gäste aus Indonesien, Kanada und Uganda berührten die Teilnehmenden der Diskussionsveranstaltung Erfahrungen und Antworten indigener Gemeinschaften auf Covid-19 am 8.6.2021. Die Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf indigene Gemeinschaften in abgelegenen Gebieten in Ost-Kalimantan, der Nordwestküste Kanadas und Karamoja im Norden Ugandas sind so vielfältig wie die indigenen Kulturen und Lebensweisen in diesen Regionen. In allen Regionen jedoch, hat die Pandemie existierende Krisen, wirtschaftliche Benachteiligung, mangelnde soziale Unterstützung und unzureichende medizinische Versorgung noch verstärkt und damit auch die Möglichkeiten für eine nachhaltige Entwicklung der Gemeinschaften eingeschränkt.

Kelly Brown von der Heiltsuk Nation beschrieb eindrücklich wie Versammlungsverbot und Abstandsregeln das Zusammenkommen der Gemeindemitglieder und die Durchführung von Zeremonien unmöglich gemacht hat. Dies hat sich dramatisch auf die spirituelle und mentale Gesundheit der Menschen, besonders auch der Jugendlichen ausgewirkt, die sonst in den sozio-kulturellen Bräuchen und Zusammenkünften wesentliche Stärkung erfahren. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit konnten sich die Heiltsuk vor Eindringlingen’ von außen, die möglicherweise auch Krankheit mit sich bringen, weitgehend schützen. Ihre Isolation bedeute aber auch eine Einschränkung ihrer Verhandlungsmöglichkeiten mit der Regierung, beispielsweise bzgl. der Kontrolle der Fischfanggebiete. Für kleinere Unternehmen bedeutete die Pandemie häufig das wirtschaftliche Aus.

Foto: Michaela Haug

Für die Karamojong Wanderhirt*innen im Norden Ugandas stellt die Pandemie eine weitere Krise in ihrer krisengebeutelten Region dar. Simon Peter Longoli, der bereits bei einer Veranstaltung Anfang 2021 zu Gast war, berichtete, dass die zweite Covid-Welle die Region Karamoja besonders betroffen hat. In 2020 herrschten die Auswirkungen des Klimawandels, der Heuschreckenplage sowie auch Konflikte noch vor, doch nun überrollte die Pandemie die Region und verschärfte die ohnehin äußerst schwierige Situation. Medizinische Versorgung und Aufklärung erreichen die abgelegenen Gemeinschaften der Karamojong-Wanderhirt*innen nicht und die Kinder gehen nun seit mehr als einem Jahr nicht in die Schule. Die Karamojong müssen nun mit noch weniger Land- und Wasserressourcen auskommen, was wiederum Konflikte schafft. Es ist ein Teufelskreis, der mit den wenigen vorhandenen Ressourcen und in der angespannten sozialen Lage kaum durchbrochen werden kann.

Foto: Michaela Haug

Kresensia Laura Lisari, eine Dayak-Vertreterin aus Ost Kalimantan, schilderte, wie sich die Pandemie auf die Nahrungsmittelpreise auswirkte und besonders negative wirtschaftliche Auswirkungen hat. Die medizinische Versorgung der Gemeinschaften durch die Regierung ist kostenlos und die traditionelle Medizin hat eine gute Akzeptanz auch von Seiten der Regierung erfahren. In der Behandlung von Erkrankten wird sowohl natürliche als auch traditionelle Medizin kombiniert. Die Abgelegenheit der ländlichen Dayak-Gemeinschaften bedeutete einen gewissen Schutz vor Ansteckungen und führte außerdem zu einer Intensivierung der lokalen Landwirtschaft und einer Wiederbelebung des traditionellen Wissens über die Natur und in der Bildung für Kinder. Hierbei spielen die Frauen eine besondere Rolle als treibende Kräfte und Wissensträger*innen. Die nachhaltigen Praktiken der Dayak-Gemeinschaften erweisen sich als Stärke. Diese müssen offiziell von der Regierung anerkannt und rechtlich gesichert sein, um langfristigen Schutz und Stärkung der Gemeinschaften zu gewährleisten.

Auch für die Heiltsuk lag und liegt ihre Resilienz im Zusammenhalt der Gemeinschaft, der gegenseitigen Unterstützung und Solidarität. Achtsame und weise Führungskräfte, die Orientierung in den gemeinschaftlichen Entscheidungsprozessen geben, sind außerdem zentral für den Erhalt der kulturellen Werte und Praktiken und der Stärkung der kulturellen Identität. So hat die Heiltsuk-Nation es trotz der inneren sozialen Erschütterungen durch die Pandemie geschafft, als Gemeinschaft stark aufzutreten und ihre Rechte und ihre Kultur zu behaupten.

Foto: Karamoja Development Forum

Für die Karamojong in Uganda ist es auch aufgrund der geographischen Größe, der ökologischen Gegebenheiten ihres Lebensgebietes und ihrer nomadischen Wirtschaftsweise deutlich schwieriger den Zusammenhalt unter den Gemeinschaften zu fördern und diese mit medizinischer Versorgung und Bildungsmaßnahmen zu erreichen. Die Wanderhirt*innen stellen bei der Regierung außerdem keine prioritäre Bevölkerungsgruppe dar und werden in der Versorgung diskriminiert. Das Karamoja Development Forum versucht unter den gegebenen Bedingungen Aufklärungsarbeit in den abgelegenen Gemeinschaften zu leisten, sanitäre Ausrüstung zu beschaffen sowie in Konflikten zu verhandeln.

Foto: Karamoja Development Forum

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