von Pedro Coña Caniullan

Die Anpassungsfähigkeit indigener Völker an die Umwelt und die Klimavariabilität lässt sich auf der ganzen Welt beobachten. Insbesondere dort, wo wir eine hohe Artenvielfalt und eine komplexe soziale Organisation vorfinden, sind es indigene Gemeinschaften, die ihre Kulturen in einem bemerkenswerten Gleichgewicht mit der Natur erhalten und weiterentwickeln. Diese Entwicklung drückt sich auch in einer umfassenden Pflege der verfügbaren natürlichen Ressourcen aus, die von gut strukturierten traditionellen Institutionen auf der Basis kultureller Werte, geleitet werden. Dies bedeutet, dass lokales Wissen, kollektives Handeln und Gewohnheitsgesetze für die Nachhaltigkeit von lokalem Ressourcenmanagement wesentlich sind. Dabei ist die Fähigkeit zur sozialen Organisation einer der wichtigsten Aspekte, um auf lange Sicht Nachhaltigkeit aufzubauen. Dies ist der Fall bei den indigenen Gemeinden der Konso, im südlichen Äthiopien. Aufgrund ihrer komplexen sozialen Organisation entwickelten sie lokale traditionelle Institutionen sowie komplizierte technische Konstruktionen, die seit mehr als 500 Jahren bestehen.

In Konso wurden Terrassensysteme und Teichmanagement geschaffen, um die begrenzten Ressourcen wie Boden und Wasser zu schonen und so zur Sicherstellung der Lebensmittelproduktion und Ernährung für die Konso-Gemeinden beizutragen. Die technischen Konstruktionen dienen hauptsächlich der Tierhaltung und dem landwirtschaftlichen Anbau in Terrassen. Sie ermöglichen eine nachhaltige Wassernutzung durch die Kombination verschiedener multifunktionaler Baumarten, die die Wasserinfiltration entlang eines Hügels verbessern, den Bodenabfluss verzögern und überschüssiges Regenwasser in Teichen sammeln. Diese Strategien stellen einen Beitrag zur Erreichung von SDG 6 und einer nachhaltigen Bewirtschaftung von Wasser dar. Das Wassermanagement der Konso ist ein Beispiel für eine effiziente Wassernutzung und die nachhaltige Entnahme und Bereitstellung von Süßwasser, um der Wasserknappheit zu begegnen, wie dies in SDG 6.4. gefordert wird.

Kulturelle Aspekte im Zusammenhang mit der Erhaltung und Bewirtschaftung des Wassers spiegeln sich auch im Glauben an den „Geist des Wassers“ (Olahita) wider, der eine wichtige spirituelle Bedeutung für die Konso-Bevölkerung hat. Er spielt eine entscheidende Rolle für den Schutz der Teiche vor Kontamination und Überbeanspruchung. [1]

Darüber hinaus ermöglichte die traditionelle Organisationskapazität der Konso-Gemeinschaften die Entwicklung lokaler Institutionen zur Verwaltung von Ressourcen. Dies war möglich, weil ihre Institutionen einen besonderen Schwerpunkt auf die Integration kultureller und spiritueller Überzeugungen legten, die im Wesentlichen von den Landwirten durch lokale Vorschriften und Regeln anstatt durch zentrale Systeme und Planungen unterstützt wurden. Für die Vermeidung der Übernutzung von Ressourcen wie Wasser und Land spielten außerdem Praktiken zur traditionellen Bevölkerungskontrolle eine wichtige Rolle. So verbat die ‘Fereyuma‘ genannte Praxis beispielsweise die Heirat und damit das Zeugen von Kindern vor dem 30. Lebensjahr.[2]

Das komplexe traditionelle Verwaltungssystem war der Eckpfeiler des erfolgreichen Wassermanagementsystems und damit der Existenzgrundlage und Widerstandsfähigkeit der Konso. Leider hat sich dieses auf nachhaltigem Wasserschutz basierende System in den letzten Jahren aufgrund verschiedener externer und interner Faktoren verschlechtert, was dann Kaskadeneffekten verursachte, die im Laufe der Zeit zum Zusammenbruch der traditionellen Institutionen und einem drastischen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Wandel in den Konso-Gemeinschaften führten. Dies führte schließlich auch zur Schwächung der Gemeinschaften und ihrer Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel. Insbesondere dann, wenn ihre grundlegenden Ressourcen wie Wasser und Böden ein Zeichen der Erschöpfung zeigen und ihre traditionellen Institutionen im Rahmen von Entwicklungsprogramme nicht berücksichtigt werden. [3]

Schließlich zeigt diese Erfahrung auch, wie wichtig die Beteiligung der lokalen Bevölkerung an Forschungs- und Entwicklungsprozessen ist, um langfristig eine angemessene Entwicklung und kulturelle Widerstandsfähigkeit sicherzustellen. Die Errungenschaften der Konso geben Einblicke in die Fähigkeit indigener Gemeinschaften, kulturelle Widerstandsfähigkeit und nachhaltige Entwicklung im Rahmen eines ganzheitlichen nachhaltigen Wassermanagements aufzubauen. Die Erfahrungen der Konso in der Vergangenheit bieten wichtige Erkenntnisse, die, in einer Kombination aus wissenschaftlichen und indigenen Wissenssystemen, dazu beitragen können, die große Herausforderung der Wasserversorgung zu bewältigen, sowohl für die Konso-Gemeinschaften als auch darüber hinaus. [4]

  • [1] Behailu, Beshah M.; Pietilä, Pekka E.; Katko, Tapio S. (2016): Indigenous Practices of Water Management for Sustainable Services. In SAGE Open 6 (4), 215824401668229. DOI: 10.1177/2158244016682292.
  • [2] Beshah, T. (Ed.) (2003): Understanding farmers. Explaining soil and water conservation in Konso, Wolaita and Wello, Ethiopia. With assistance of N. G. Röling, L. Stroosnijder. [S.l.]: [s.n.], checked on 2/6/2020.
  • [3] Beshah, T. (Ed.) (2003)
  • [4] Lemke, Stefanie; Delormier, Treena (2017): Indigenous Peoples’ food systems, nutrition, and gender. Conceptual and methodological considerations. In Maternal & child nutrition 13 Suppl 3. DOI: 10.1111/mcn.12499.

Pingault, Nathanaël; Caron, Patrick; Kolmans, Alicia; Lemke, Stefanie; KALAFATIC, Carol; Zikeli, Sabine et al. (2020): Moving beyond the opposition of diverse knowledge systems for food security and nutrition. In Journal of Integrative Agriculture 19 (1), pp. 291–293. DOI: 10.1016/S2095-3119(19)62807-8.