Mit dem Beitrag des Vertreters der Karamojong, Simon Peter Longoli, aus Uganda am 2.2.2021 schloss die Seminarreihe zum Thema ‚Indigene und Klimawandel’, die in Kooperation zwischen INFOE und dem Institut für Ethnologie der Universität zu Köln durchgeführt wurde. Simon sprach über die Auswirkungen des Klimawandels und der Covid-19 Pandemie auf die Lebens- und Wirtschaftsweise der Karamojong-Wanderhirt*innen in Uganda. Er erläuterte, dass die Karamojong bereits seit Langem mit den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen haben. Aber sie sind deshalb nicht nur Opfer, sondern sie haben ihre traditionellen ‘Wettervorhersage-Mechanismen’, ihre Kommunikations- und Verhandlungsmechanismen kontinuierlich weiterentwickelt und an die sich verändernden Gegebenheiten angepasst. Das macht ihre kulturelle Gemeinschaft resilient und überlebensfähig.

Die überlieferten Mechanismen und das traditionelle Wissen der Karamojong werden jedoch nicht nur durch zunehmende Katastrophen, wie Heuschreckenplagen und nicht zuletzt die Covid-19 Pandemie, auf harte Proben gestellt. Bergbau in der Region Karamoja – in der 50 verschiedene Bodenschätze vorkommen -, die unzureichende Anerkennung ihrer Praktiken, Lebensweise und Rechte sowie fehlende Teilhabe an Entscheidungsprozessen sind die wesentlichen Faktoren, welche die mobile und nachhaltig an die ökologischen Bedingungen angepasste Lebensweise der Wanderhirt*innen schwächen und ihr Überleben gefährden. Im April 2019 von Regierungsvertretern verkündete Pläne zur “Abschaffung der Praktiken der Wanderhirten und Umstellung aus sesshafte Ackerbauen” gehen jedoch in die falsche Richtung. [1] Von Seiten verschiedener Forscher ist hingegen aufgezeigt worden, dass die Region Karamoja sich kaum für die Landwirtschaft eignet, sondern am besten für den Pastoralismus (Naturweidewirtschaft) geeignet ist. Gerade angesichts von Ernährungsunsicherheiten hervorgerufen durch die Covid-19 Pandemie und die Auswirkungen des Klimawandels ist es entscheidend, den Lebensunterhalt und die Landnutzung der Karamojong, die auf semi-sesshaften Formen der Tierhaltung und Nahrungsmittelproduktion basiert, zu unterstützen.

Die Praktiken und Anpassungsstrategien wurzeln in Jahrhunderte altem Wissen und Traditionen und dienen der Lösung aktueller Probleme. Sie werden dynamisch umgesetzt und weiterentwickelt, um beispielsweise auf Dürreperioden zu reagieren. Für die Karamojong ist der Pastoralismus daher nicht (nur) die Vergangenheit, sondern die Zukunft. [2] Sie wissen um die Widerstandsfähigkeit ihrer Rinder, um Wasserstellen u. a. und treffen Entscheidungen in der Gemeinschaft. [3] Hierbei greifen sie auf traditionelle Verhandlungs- und Kommunikationsmechanismen zurück. [4] Diese sichern den Zugang zu Weidegebieten und Wasser. Mobilität ist der Schlüssel in der Lebensweise der Karamojong. In der heutigen Zeit werden zur Absprache zwischen den Wanderhirt*innen bzgl. Weideflächen oder Berichten über Notfälle auch Smartphones genutzt. Die moderne Technologie dient dabei der Resilienz der Wanderhirt*innen. [5] Sie wird entsprechend traditioneller Mechanismen genutzt ohne diese zu verdrängen oder zu ersetzen.

Informationen zum Umgang mit der Covid-19 Pandemie in Karamoja: https://aridafricas.org/2020/05/14/covid-19-and-pastoralism-in-karamoja/

Weitere Informationen zu den Auswirkungen des Klimawandels und der Bedeutung der Mobilität für die Karamojong im Video von africanews