Sibirien: Filme vom anderen Ende der Pipeline
Sibirische Filmemacherin Olga Kornienko zu Gast in Köln
Zeit: Mittwoch 04. März 2009 / 19:30 Uhr
Ort: Kinoraum im Bürgerzentrum Alte Feuerwache, Melchiorstr. 3, 50670 Köln
Veranstalter: infoe e.V.
Einen Blick auf das andere Ende der Pipeline, die Region Chanty-Mansijsk, des größten Erdöllieferanten Deutschlands, werfen die Filme der sibirische Dokumentarfilmerin Olga Kornienko.
Olga Kornienko dokumentiert das Leben der Chanten und Mansen, der Ureinwohner Westsibiriens am mittleren Ob. Sie hat sich einen Namen gemacht durch einfühlsame Filme, die vom Alltag der Rentierzüchter berichten. Sie folgen dem Bau einer Schamanentrommel, dem Bärenfest oder alternativen Schulprojekten für Nomaden, die tief in der Taiga wohnen, aber auch den Verhandlungen zwischen Chefs der Erdölfirmen und Rentierzüchtern.
1996 lernten die Ethnologen Carolin Grosse und Stephan Dudeck die Filmemacherin Olga Kornienko während einer Expedition auf dem Fluss Agan in Westsibirien kennen. Sie waren als Ethnologen von den Chanten und Nenzen, Ureinwohnern der Region, zu einer Reise in Einbäumen auf dem Fluss Agan eingeladen worden. Die Fischer und Rentierzüchter erforschten auf dieser Expedition ihre eigene Geschichte am Fluss, die Legenden und Mythen ihrer Vorfahren aber auch Geschichten von Umsiedlung und Vertreibung durch die Erdölförderung. Bei ihren Forschungen kreuzten sich immer wieder unsere Wege und es entwickelte sich eine Freundschaft mit der charismatischen Regisseurin. Häufig waren sie in ihrer Wohnung in der Erdölhauptstadt Surgut zu Gast und lernten hier auch ihre Filme kennen und schätzen. Im Gegensatz zur üblichen Herangehensweise der Medien in Russland porträtiert sie die Chanten nicht als naive Naturkinder oder Sozialfälle sondern begegnet ihnen auf gleicher Ebene, lässt sie selbst in ihrer eigenen Sprache zu Wort kommen. Ihre Filme vertrauen aber auch dem Zuschauer und seiner eigenen Erkenntnisfähigkeit, indem sie sich eines erklärenden Kommentars enthalten. Die Bilder und Menschen sprechen für sich, geben den Augen und Ohren des Zuschauers Zeit und Raum für eigene Wahrnehmung und Reflektion.
Über die Künstlerin
Olga Gennadjevna Kornienko wurde 1961 im Fernen Osten Russlands am Fluss Amur geboren. Sie schloss ihr Journalistikstudium an der Universität Kazan ab und absolvierte das Weiterbildungsinstitut für Rundfunk und Fernsehen in Moskau. Seit ihrem sechsten Lebensjahr lebt sie mit Unterbrechungen in der westsibirischen Erdölmetropole Surgut, der größten Stadt im Autonomen Kreis der Chanten und Mansen. Hier arbeitete sie über 10 Jahre als Redakteurin beim lokalen Fernsehsender SurgutinformTV. Geschichte und Kultur der Ureinwohner der Region waren Hauptthema ihrer Sendungen. Seit 2003 leitet sie ein Produktionsstudio für ethnografische und historische Dokumentarfilme. Sie ist die Autorin von zwei Serien und mehr als 20 Filmen. Olga Kornienko ist Mitglied der Internationalen Fernseh- und Radioakademie. Ihr Film Vorwärts Lebende wurde 2000 auf dem Fernsehfilmfestivals Zolotoj buben in Chanty-Mansijsk prämiert. Olga Kornienko ist Preisträgerin des TEFI-Region Preises (2004, Moskau) und erhielt den Grand Prix des 12. Internationalen Fernsehfilmfestivals Finno-Ugrische Welt (2005, Chanty-Mansijsk) für den Film Der Meister und Jevdokija. Ihr Film Der Wohnplatz am Tjujtjacha nahm am Festival für Fernsehfilm der indigenen Völker der Welt in Turku, Finnland teil. Ihre Filme Der Meister und Jevdokija und Hallo, Aljonka wurden während der Ausstellung Fenster in mythische Zeiten. Sibirischer Schamanismus des 19. - 21. Jh. in Frankfurt am Main gezeigt. Mit dem Film Der Vertrag wurde Olga Kornienko für das Internationalen Teleforum INPUT-2003 (Fernsehen im Interesse der Gesellschaft) in Aarhus, Dänemark ausgewählt.![]() |
Die Rahmentrommel ist mehr als ein Musikinstrument.
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