Vom Leben und Überleben indigener Völker im Konflikt zwischen Ölförderung und Umweltschutz im ecuadorianischen Amazonastiefland
Vortrag von Philip Gondecki im Gemeindehaus Markt, Goch
Im Kontext dynamischer Globalisierungsprozesse führen die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Erdölförderung im ecuadorianischen Amazonastiefland zu komplexen Konflikt- und Wandlungsprozessen. Diese betreffen insbesondere die Lebensräume und Lebensweisen der lokalen indigenen Bevölkerung und führen einerseits zu Anpassungszwängen, andererseits eröffnen sie neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten.
Der Vortrag fokussiert die Interessenkonflikte zwischen Ölförderung und Umweltschutz im Yasuni Nationalpark, einem weltweit einmaligem Zentrum der Biodiversität, den es im Spannungsfeld zwischen lokaler und globaler Ebene als Kontakt- und Konfliktzone vielfältiger Akteure und Interessen zu verstehen gilt.
Als lokale Bevölkerung des Yasuni steht das indigene Volk der Waorani im Mittelpunkt des Vortrags, der sich aus ethnologischer Perspektive mit der Geschichte und Gegenwart Amazoniens auseinandersetzt, Einblicke in die sich wandelnde Lebenswelt und Kultur der Waorani gibt und die Herausforderungen ihrer Überlebensstrategien zwischen Tradition und Moderne erläutert.
Im Hinblick auf die zunehmende Erschließung Amazoniens für die Ölförderung und Ressourcenausbeutung und die damit einhergehende Zerstörung der Regenwälder und Lebensräume indigener Völker, wird auch die Frage unserer globalen Verantwortung diskutiert.
Am Beispiel des Verbands der Waorani-Frauen[1], die sich gegen die negativen Auswirkungen der Ölförderung in ihrem Territorium im Yasuni wehren und sich über den Verkauf ihres Kunsthandwerks aus nachhaltig genutzten Ressourcen des Waldes finanzieren, werden Perspektiven und Möglichkeiten internationaler Solidarität und Zusammenarbeit aufgezeigt, um die indigenen Völker Amazoniens in der Umsetzung ihrer Lebensprojekte im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen und einen Beitrag zum Erhalt der biologischen und kulturellen Vielfalt unserer Erde zu leisten.
Unter dem Titel Todas las palabras todas fand vom 10. bis 24. Oktober 2011 in Peru das erste Internati onale Geschichtenerzählerfestival un ter der Leitung von Wayqui statt. Erzählerinnen und Erzähler (César „El Wayqui“ Villegas, Clara Haddad, Miguel “Chato” Álvarez, María Laura Vélez, Ulla Suokko, Franck Makoungou Bounda, Caroline Mantoy Clara Indacochea “Kalane”) aus aller Welt versammelten sich zunächst in Lima, um bei der Eröffnung am Montag, den 10. Oktober, in der Municipalidad de Miraflores Geschichten aus ihrer Heimat zu präsentieren. Ulla Suokko begeisterte das Publikum mit Erzählungen und Sagen aus Finnland, begleitet von Klängen der Querflöte und einer aus Rentierfell hergestellten Handtrommel, die in die Naturlandschaft Finnlands entführten. Viele Besucher staunten über das Auftreten von Eduardo Ortiz Espiritú von den Yanesha aus der Region Oxapampa und konnten etwas über eine bi slang relativ unbekannte Kultur in Peru erfahren. Seine Anwesenheit war sehr wichtig, denn gerade die indigene Bevölkerung bekommt selten eine Stimme in Peru.
Dies war auch der Anlass für infoe, das sich für die Rechte indigener Völker einsetzt, das Festival als Sponsor zu unterstützen. Das Festival sollte, und konnte, die Bedeutung kultureller Vielfalt veranschaulichen, die für uns in untrennbarem Zusammenhang mit dem Schutz der Territorien indigener Gemeinschaften und ihrer Umwelt, also auch der biologischen Vielfalt, steht. Clara Indacoechea, alias “KALANE”, brachte Geschichten verschiedener Völker wie z.B. den Achuar, Arabelas, Awajum, Ashan inka, Candoshi, Bora, Shipibo etc. Weitere, allesamt vom Publikum begeistert aufgenommenen, Veranstaltungen fanden im Goethe - Institut, der Universidad Católica und der Universidad de Arquitectura in Lima und in Pachacutec, welches zu den ärmeren Randbezirken gehört, statt. In Pachacutec sponsorte Profyc, eine Organisation die Microkredite für Frauen zum Aufbau einer eigenen Existenz erteilt, eine Veranstaltung im Rahmen des Festivals. Bei dieser Veranstaltung begeisterten Ulla Suokko und Caroline Mantoy a us Frankreich, die in Mexiko lebt, Mütter und Kinder mit ihren Phantasien und Musik.
Eine besonders spannende Begegnung ereignete sich am 13. Oktober in El Carmen:
Franck Makoungou Bounda, der aus der Republik Kongo stammt und schon seit einigen Jahren in Peru lebt, erzählte im Afro-Peruanischen Kulturzentrum Geschichten aus seiner Heimat über die Lingala, die im Nordern der Rebublik Kongo leben. Seit Jahren wi rd er in Lima immer wieder angesprochen, ob er aus El Carmen, einer Gegend stammt, in der überwiegend afrikanischstämmige Peruaner leben - nun hatte er die Gelegenheit sich mit der Gemeinde auszutauschen. Das Afro - Peruanische Kulturzentrum bemüht sich darum, der afrikanischen Identität als kulturelle Vielfalt in Peru eine Stimme zu geben. Franck sowie auch die Einwohner von Carmen waren sehr gerührt über das Zusammentreffen.
Viele Geschichten wanderten ebenso in diverse Richtungen des Landes: Caroline Mant oy z.B. hinterlies Spuren in Trujillo sowie Ulla Soukko in Huaraz.
Den Abschluss des Festivals bildete eine Abendveranstaltung am 24. Oktober im Kultusministerium von Lima. Das Ministerium hatte ebenfalls zusammen mit der Verlagsgruppe Carvajal die dreiwöchige Veranstaltung gefördert und beabsichtigt eine ähnliche Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit infoe nach Deutschland zu bringen.