Artikel von Esther Atem, Ehrenamtliche Mitarbeiterin, Karamoja Herders of the Horn
Übersetzt von Tanja Löbbecke
Die von unserer Partnerorganisation Friends of Lake Turkana (FAULT) veranstaltete Ateker-Frauenkonferenz im Bezirk Turkana, Kenia, war die erste ihrer Art, bei der pastorale Frauen aus den Ateker-Gemeinschaften zusammenkamen, um kritische Themen zu diskutieren, die sie betreffen. Die Ateker sind eine Gruppe verwandter ethnischer Gemeinschaften, die in Uganda (Karimojong), Kenia (Turkana), Südsudan (Toposa) und Äthiopien (Nyangatom und Merile) leben und sprachliche und kulturelle Gemeinsamkeiten haben.
Die Atmosphäre war elektrisierend, aufgeladen mit der Begeisterung von Frauen, die aus verschiedenen Ländern kommen und doch dieselbe Sprache sprechen. Diese einzigartige Verbindung förderte ein tiefes Gefühl von Schwesternschaft und Solidarität und betonte unsere gemeinsame Verletzlichkeit und kollektive Stärke. Die Gründerin von FAULT, selbst eine bemerkenswerte Frau, war für uns wie eine große Schwester. Die Frauen waren so stolz auf sie und sangen während der drei Tage das emotionale Lied „Apolou Nyaberu“ („Die Frau ist auferstanden“), ein Zeugnis unserer Einheit und Entschlossenheit.
An der Konferenz nahmen Frauen mit den unterschiedlichsten Hintergründen und Erfahrungen teil. Dazu gehörten ungebildete Frauen, Frauen aus Basisbewegungen, politische Frauen und Vertreterinnen der Bezirksregierung von Turkana. Auch junge Mädchen nahmen teil und brachten unterschiedliche Perspektiven in unsere Diskussionen ein.
Während wir unsere Geschichten der Resilienz erzählten, weinten wir mit denen, die weinten, lachten gemeinsam und sprachen vor allem die dringenden Probleme an, die uns betreffen. Weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) und Witwenvererbung waren ein großes Anliegen, insbesondere für Frauen aus Minderheitenstämmen. Frühverheiratung, Vergewaltigung und Schändung waren ebenfalls wichtige Themen, von denen junge Mädchen in den Ateker-Gemeinschaften betroffen waren. Konflikte haben einen hohen Tribut gefordert, und viele Frauen haben Familienmitglieder verloren. Es war klar, dass Frauen eine führende Rolle bei der Friedenskonsolidierung spielen müssen.
Wirtschaftliche Benachteiligung und fehlendes Eigentum waren häufige Probleme, die die Entscheidungsgewalt der Frauen einschränkten und ihre Anfälligkeit für geschlechtsspezifische Gewalt erhöhten. Für diejenigen, die ständig auf der Suche nach Wasser und Weideland unterwegs waren, stellte die Unzugänglichkeit sozialer Einrichtungen wie Gesundheitseinrichtungen und Schulen eine große Härte dar.
Gemeinsam beschlossen wir, diese Konferenz jährlich abzuhalten, Ressourcen zur Unterstützung von Sensibilisierungskampagnen und Dialogen zu mobilisieren und uns für den grenzüberschreitenden Handel der Ateker-Frauen einzusetzen. Junge Mädchen forderten die Frauen auf, sie nicht zurückzulassen und ihre Bestrebungen trotz des Generationsunterschieds zu unterstützen. Die weiblichen Führungskräfte betonten die Notwendigkeit von Güte und Liebe in all unseren Interaktionen und erkannten, dass die Welt hart genug ist.
Einige der Zitate, die den Geist der Konferenz widerspiegeln, waren:
- „Wenn sich Frauen hinsetzen, wird es für die Männer ungemütlich.”
- „Wir sind alle Kinder des Einen – Gott.”
- „Niemand wird kommen, um uns, die Frauen, zu retten. Lasst uns nicht warten, lasst uns aufstehen und aktiv werden.”
- „Eine tote Atekerin ist der Tod aller Atekerinnen. Lasst uns füreinander kämpfen.”
- „Frauen, Männer sind unsere Kinder. Habt keine Angst vor einem Kind, das ihr neun Monate lang in eurem Bauch getragen habt. Engagiert euch in der Politik und beseitigt die Mentalität, unter den Männern zu stehen.”
Es war ein dreitägiger, gut verbrachter Moment, der die Bande mit den Schwestern im gesamten Ateker-Cluster stärkte und ein revolutionärer Schritt zur Bewältigung unserer gemeinsamen Herausforderungen und Bestrebungen war.