Bei einer öffentlichen Anhörung im Juli 2011 in San José de Costa Rica, entschied der Gerichtshof, dass er vor der Erteilung des Urteils am 21.04.2012 einen Besuch vor Ort – auf dem Territorim Sarayakus – durchführen werde.

Dies ist das erste Mal, dass der Interamerikanische Menschenrechtsgerichtshof ein indigenes Volk auf seinem Territorium besucht. Teil nahmen unter anderem Vertreter des Gerichtshofs, der ecuadorianischen Regierung, des Volkes Sarayaku, der ecuadorianischen Zivilgesellschaft und der Medien. Auch ist dies ein wichtiger Präzedenzfall bezüglich des Rechts auf Anhörung und die freie, vorherige und informierte Zustimmung der indigenen Völker gegenüber staatlichen Entscheidungen, welche erhebliche Auswirkungen auf Territorien und Selbstbestimmung haben.
Der Gerichtshof erhofft sich mit dem Besuch zusätzliche Informationen über die Situation der Opfer und einige der Orte, an denen die vorgeworfenen Taten stattgefunden haben. So wurden betroffene Angehörige der Gemeinde angehört, welche von den Auswirkungen der Geschehnisse auf ihr Leben berichteten.  Hierzu erklärte der anwesende juristische Staatssekretär von Ecuador, Alexis Mera, dass der Staat an einer Wiedergutmachung interessiert ist.
Der Präsident von Ecuador, Rafael Correa, beschuldigte hingegen in seiner samstäglichen Rede ausländische NROs der Einflussnahme auf Sarayaku. Dies wies Patricia Gualinga, Vorsitzende der Frauen von Sarayaku als eine Form von Rassismus scharf zurück. Es sei eine Beleidigung für das Volk Sarayaku, dass man ihm abspricht, eigene Entscheidungen treffen zu können. Auch nennt sie als Gegenbeispiel die Initiative ITT-Yasuni, bei der die Hilfe ausländischer NROs vom Staat als internationale Solidarität deklariert wird.
Besonders angespannt ist die Debatte vor dem Hintergrund der XI Ronda Petrolera, bei welcher zur Zeit Erdölkonzessionen für das gesammte südliche Amazonasgebiet (einschliesslich Sarayaku) vergeben werden, und dem angekündigten Widerstand fast aller indigenen Organisationen.

Für weitere Informationen siehe auch: www.sarayaku.org