Verehrte Vertreter der Staaten und Teilnehmer der Konferenz:

Wir, die Indigenen Völker, zählen weltweit 350 Millionen Menschen und unsere Territorien umfassen die unterschiedlichsten Ökosysteme, die unser Überleben und das der Menschheit sichern. Deshalb hat der hohe Verbrauch fossiler Energien und die daraus resultierenden Folgen des Klimawandels direkte Auswirkungen auf unser Leben.

Wir, die indigenen Völker, sind in hohem Maße darüber besorgt und enttäuscht, dass wir von der Konferenz ausgeschlossen wurden und man uns als indigene Völker eine volle und umfassende Teilnahme auf allen Ebenen verweigert hat. Diese Marginalisierung widerspricht den internationalen Instrumenten, die auf der UNCED-Konferenz in Rio 1992 vereinbart wurden sowie anderen internationalen Prozessen, wie dem Johannesburg-Gipfel, wo wir als wichtige Gruppe anerkennt wurden, einschließlich des Rechtes auf vollständige Teilnahme in den nationalen und internationalen Umweltdiskussionen und in anderen Entscheidungsprozessen. Wir bestehen deshalb gegenüber dem Sekretariat dieser Konferenz darauf, dass die indigenen Völker als Gruppe innerhalb der Konferenz mit vollberechtigten Delegierten anerkannt werden.

Wir, die indigenen Völker, verfolgen aufmerksam die staatlichen Initiativen zur Förderung der erneuerbaren Energien als Alterntive zu den fossilen Energietechnologien, die für die Verletzung unserer Menschenrechte und der Beeinträchtigung unserer Umwelt verantwortlich sind. In diesem Sinne unterstützen wir die Initiativen, die den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern suchen, sofern sie für indigene Völker vorteilhaft sind und umfassend unsere Rechte respektieren.

Wir möchten die Industriestaaten daran erinnern, dass sie für 75 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich zeichnen und dass sie die politische, wirtschaftliche und moralische Verantwortung gegenüber den Entwicklungsländern und spezielle Verantwortung gegenüber den indigenen Völkern haben, die Folgen des Klimawandels zu mindern, die Menschenrechte zu achten und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Wir möchten unsere Gesichtspunkte zur Berücksichtigung in der Politischen Erklärung und des Internationalen Aktionsprogramms im Rahmen dieser Konferenz vorlegen:

  • Die indigenen Völker haben als wichtige Gruppe Teilnahmerechte innerhalb des Konferenzgeschehens und der dazugehörigen Veranstaltungen, wie dies auf internationaler Ebene anerkannt ist und in der Agenda 21 und den Übereinkommen über die biologische Vielfalt und zum Klimawandel sowie in anderen internationalen Prozessen niedergelegt ist.
  • Die Industriestaaten sind verpflichtet, ihren hohen Konsum von fossilen Energieträgern verbindlich zu mindern, der die Hauptquelle der Erderwärmung darstellt.
  • Die Staaten müssen sicherstellen, dass der Ausbau von alternativen Technologien nicht zur Ausweitung der Armut unter den indigenen Völkern führt und eine neue Form der Kolonisierung unserer Territorien bedeutet.
  • Die Staaten müssen beim Ausbau der erneuerbaren Energien die Rechte der indigenen Völker wahren, wie sie in der Übereinkunft 169 der ILO über indigene Völker enthalten sind sowie in anderen internationalen Umwelt- und Menschenrechtsinstrumenten sowie im Entwurf der UN-Erklärung über die Rechte der indigenen Völker, besonders bezogen auf die freie und vorherige informierte Zustimmung.
  • Wir indigene Völker wollen deutlich machen, dass unsere Kulturen, Weltsicht und Lebenstile eng mit unserem Überleben und der Entwicklung unserer Völker zusammenhängen und dass die Einführung von erneuerbaren Energietechnologien unsere Lebensweise nicht ändern soll.
  • Im Fall, dass erneuerbare Energieprojekte auf den Territorien der indigenen Völker durchgeführt werden, muss ihre freie und vorherige informierte Zustimmung, eine Umwelt- und Kulturverträglichkeitsprüfung sowie eine faire Teilhabe des Nutzens garantiert sein.

Soraya Cisneros, Quichua, Ecuador
Gemeinde von Sarayaku

Hector Huertas, Kuna, Panama
Weltallianz der indigenen und in Stämmen
lebenden Völker der Tropenwälder

Yusuf Alia Lakicha, Borana, Kenia
Simba Maasai Organisation für
für ländliche Entwicklung

Herman Mendoza, Uitoto, Kolumbien Organisation der indigenen Völker des
kolumbianischen Amazonasgebietes

Daniel Salau Rogei, Masai, Kenia
Simba Maasai Organisation
für ländliche Entwicklung

Edwin Vásquez, Huitoto, Peru
Koordination der Indigenenorganisationen des
Amazonasbeckens