von Lea Westphal (INFOE-Praktikantin)
Am Workshoptag, dem 03.06.2024, haben wir uns in der Abteilung für Altamerikanistik der Uni Bonn zusammengefunden und durften mehreren spannenden Redebeiträgen folgen. Die Vertreterinnen und Lehrerinnen der Mapuche Schule in Maquehue, Beatriz Marcela Catrileo Canihuan und Andrea Margarita Alonqueo Howar und auch die Lehrer/innen und Vertreter/innen der Gemeinde Maridicai am Putumayo Astrid Perdicia Chichaco Meicuaco und Pedro Junior waren online zugeschaltet. Sie berichteten über aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen von nachhaltiger Bildung in ihren Gemeinden und Schulen. Pedro Coña Caniullan, von Nor Kintuafíin, Chile, und Arlen Ribeira Calderon aus Peru haben uns vor Ort mit ihren Beiträgen die Situation und die Bedingungen rund um das Thema indigene Bildung beschrieben und uns über Chancen und Herausforderungen des Einsatzes von Solarenergie für die Bildungsarbeit aufgeklärt.
So erinnert Pedro daran, dass die Idee der Solarpaneele für die Mapuche Schule in Chile aus der Not heraus entstand. Während der Coronapandemie hatte sich nicht nur in den ländlichen Gebieten Chiles die Diskriminierung von indigenen Menschen verstärkt. Konkret gab es für Mapuche Kinder aufgrund fehlender Stromversorgung keine Möglichkeit ihr Recht auf Bildung wahrzunehmen. Die beiden Schulen aus Chile und Peru stehen vor unterschiedlichen geografischen, klimatischen und auch sozial-politischen Herausforderungen. Hinsichtlich der der Aufgaben und Möglichkeiten für eine selbstbestimmte, kulturell basierte indigene Bildung stellen sich jedoch für die indigenen Gemeinschaften ähnliche Herausforderungen. Autonome Bildung in indigenen Sprachen ist in Peru erst seit kurzem von der Regierung im Rahmen der interkulturellen Bildung anerkannt worden. Spanisch hat dort mehrere indigene Sprachen verdrängt. Die Schulen schaffen einen Raum für den Erhalt und die Weitergabe der indigenen Sprachen und bieten so die Möglichkeit, Identität zu stiften. In der Gemeinde Maridikai findet dies im traditionellen Gemeinschaftshaus – der Maloka – statt. So werden indigene Sprachen aus der Schule hinaus und in die Gemeinden getragen und Kinder lernen sich als Teil indigener Kultur zu verstehen.
Beatriz Marcela Catrileo Canihuan und Andrea Margarita Alonqueo Howar erklären, wie wichtig internationaler Austausch und Unterstützung für indigene Gemeinschaften und ihre Schulen sind. Sie erzählen, dass die Kinder sich im Austausch mit der Albert Schweitzer Realschule in Winnweiler als Mapuche vorgestellt haben. Das stärkt die Identität der Mapuche Schüler*innen. Von so einem Austausch können auch deutsche Schulen viel über nachhaltige Bildung lernen. Die Mapuche Schule in Chile baut viel stärker auf den SDGs auf als viele deutsche Schulen. Nachhaltige Bildung kann lebensnah und relevant gestaltet werden. So wird in der Schule in Maquehue wie auch beim Unterricht in Maridikai das Lernen im Klassenraum mit dem Lernen auf dem Feld kombiniert. Austausch und Vernetzung können für indigene Gruppen untereinander Stärkung von Resilienz bedeuten. Pedro Junior und Astrid Perdicia Chichaco Meicuaco haben vor die Maloka in Maridikai zum Pilotprojekt einer internationalen Maloka zu machen und zweisprachigen Lehrer*innen die Möglichkeit für Austausch und Unterstützung zu bieten. Nach einem mit INFOE zusammen ausgeführten Solarenergie Workshop in Maridikai haben Jugendliche dort geplant, die Schule in Chile zu besuchen und von deren Umgang mit Solarenergie zu lernen.
Es ist wichtig auf die Herausforderungen und Hürden von indigener nachhaltiger Bildung international aufmerksam zu machen. Astrid und Junior brauchen für die Schule und die Maloka Solarpaneele, Licht und Digitalität, um sich zu vernetzen und auszutauschen. Die Dringlichkeit macht Arlen noch einmal deutlich, indem er auf die Energiewende verweist die erneuerbare Energien für indigene Gemeinschaften unersetzlich werden lassen. Pedro betrachtet Digitalität auch kritisch. Es kommen neue Fragen und Herausforderungen wie Gesundheit, Datenschutz und die Erhaltung von Tradition auf die Menschen zu. Die neue Energie muss auch in die Traditionen und die Kultur indigener Gemeinschaften integriert werden, sagt Pedro.
Mit Blick auf die gerade stattfindenden Klimakonferenz in Bonn wird deutlich, dass Staaten wie Deutschland Verantwortung im Angesicht des Klimawandels übernehmen müssen. Arlen verdeutlicht, dass sowohl Klimawandel als auch Umweltschutzmaßnahmen indigene Menschen in besonderem Maße treffen. Durch den Ausschluss von indigenen Menschen aus Entscheidungsgremien, Klimakonferenzen und die Ausgrenzung durch Umweltschutzzonen aus ihren Territorien, sind sie in ihrer Lebensweise und ihrem Recht auf indigene, nachhaltige Bildung bedroht.
Auch wenn die offizielle Redezeit nach diesen zwei Stunden schon vorbei war, gab es noch viele Ideen und Gedanken zu teilen. Dafür war für die Teilnehmenden vor Ort auch nach dem Vortrag noch Zeit bei einem gemütlichen, inoffiziellen Austausch mit Häppchen.
Eine Video-Dokumentation zum Workshop finden Sie hier.