von Sophia Lippemeier
Es waren ereignisreiche Wochen für die Schüler*innen der Goetheschule: Im Rahmen verschiedener virtueller Treffen konnten sie ihre Austauschpartner*innen aus der Khun Mae Yod Schule in Thailand, sowie zwei weitere Mitglieder der Karen-Gemeinschaft kennenlernen und mit ihnen in Dialog treten. Über diese Entwicklungen im Essen-Thailand-Zweig des Partnerschaft-Projekts Begegnungen mit indigenen Gemeinschaften für den sozial-ökologischen Wandel werden wir Ihnen im Folgenden erzählen. Den letzten Bericht zum Stand der Partnerschaft finden Sie hier: Schulbesuch von Suraporn Suriyamonton in der Essener Goetheschule | INFOE – Institut für Ökologie und Aktions-Ethnologie.
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Vorfreude wird erkenntlich, als die beiden Schulklassen den virtuellen Raum betreten. Zwar lässt der Ton noch auf sich warten, doch bleiben die Schüler*innen unbeirrt, winken einander zu, schauen wer ihnen da gegenüber sitzt, und lachen sich an.
Die Essener Schüler*innen hatten im Vorfeld des Austausches bereits die Möglichkeit, sich inhaltlich einzustimmen: Wenige Wochen zuvor trafen sie sich mit einem weiteren Mitglied der Karen-Gemeinschaft, Prasert Trakansuphakon. Prasert arbeitet als Forscher zu sozialer Entwicklung, ist Experte auf dem Gebiet des Rotationsanbaus, sowie Mitwirkender bei der Pgakenyaw Association for Sustainable Development. Die Fragen der Schüler*innen umfassten unter anderem kulturelle Themen wie Hochzeitsfeiern, Fragen sozialer Gerechtigkeit, aber auch die Gestaltung des alltäglichen Lebens in der Gemeinschaft.
Am Tag des Schüler*innenaustausches ist auch Praserts Sohn, Nutdanai, anwesend. Er erzählt den Schüler*innen ein wenig von seinem Umzug in die Großstadt und seiner Arbeit mit und für seine Gemeinschaft, bis die Technik eingerichtet und die thailändische Schulklasse startbereit ist.
Zunächst etwas zögerlich, werden die Schüler*innen langsam mit dem Setting und ihren Gegenübern warm, stellen einander Fragen über ihren Schulalltag, über Musik, soziale Medien, das persönliche Lieblingsessen, und Vieles mehr. Gemeinsam begeben sich die Schüler*innen auf die Suche nach Gemeinsamkeiten und erkunden, was das Gegenüber denn von einem schon so weiß – beispielsweise, ob an der Mae Yod Schule auch über europäische Geschichte gelehrt wird, oder was den Essener Schüler*innen besonders an Thailand gefällt.
Nur wenige Tage danach steht für die Schüler*innen der Goetheschule schon der nächste Austausch an: Der Musiker, Aktivist, und Universitätsprofessor Chi bietet den Schüler*innen spannende Einblicke in seine Arbeit als Künstler, seinen persönlichen Lebensweg und seine Beziehung zu seiner Gemeinschaft. Es entsteht ein angeregtes Gespräch, das über eine Vielfalt an Fragen wie Wie läuft der Prozess, einen Song zu schreiben, eigentlich ab? bis hin zu Wann warst du so richtig stolz auf dich und dein Werk? führt.
Es war nie sein Ziel, so berichtet Chi, Musiker zu werden. Viel mehr ergab es sich aus dem Wunsch, etwas über indigenes Leben und Wissen zu kommunizieren. Als er für seine weiterführende Schulbildung in die Stadt zog, traf er auf Vorurteile und Unwissenheit über indigene Identitäten und Praktiken – untätig zu bleiben schien ihm keine Option. Auch heute noch befassen sich der Großteil seiner Songs mit allen Themen rundum Indigenität. Wer neugierig geworden ist, kann hier in Chis Musik reinhören: Krunana Creative – YouTube
Das Schlusswort des Austausches bildet Chis Appell, im Angesicht der Klimakrise solidarisch zu handeln, voneinander zu lernen, und einen aufmerksamen Umgang mit der Umwelt zu pflegen. Wir von INFOE schließen uns seinem Aufruf gerne an, bedanken uns zudem für die Arbeit aller Beteiligten, welche diese Austauschtreffen erst ermöglicht haben und freuen uns auf die weiteren Entwicklungen in dieser Partnerschaft. Wie bereichernd die Begegnungen mit den Vertreter*innen und Schüler*innen der Karen für die Essener Schüler*innen waren, erfahren Sie in den Eindrücken aus dem Projekt auf der Webseite der Goethschule