Am Abend des 15.6.2022 hatten wir bei INFOE in Köln Vertreter aus Peru zu Gast. Daniel Jiménez Huanán von den Matsés und Osver Polo von MOCICC, dem Movimiento Cuidadano frente al Cambio Climático, waren anlässlich der SBSTA-Meetings in Bonn, die die UN-Klimaverhandlungen in Ägypten (COP 27) vorbereiten.

Nach den Koordinationsgesprächen und internen Besprechungen zu unserer weiteren Zusammenarbeit zur Förderung, Respektierung und dem Erhalt von indigenem Wissen, fand am 16.6.2022 ein öffentlicher interkultureller Dialog über traditionelles indigenes Wissen und Erzählungen mit den Gästen aus Peru statt. Sie berichteten von den Initiativen in ihren Gemeinden und Organisationen zum Erhalt von traditionellem Wissen und den Herausforderungen, dieses Wissen an die junge Generation weiter zu geben. Traditionelle Kommunikationswege und -inhalte gehen auch in Ländern wie Peru durch die zunehmende Nutzung von Mobilfunkgeräten verloren. Daher ist es wichtig, sowohl in den betroffenen Ländern selbst als auch international durch diverse solidarische Unterstützungsaktivitäten, das bedeutende Wissen indigener Völker sichtbar zu machen, weiterzugeben und zu erhalten. In der Gemeinde Mairidikai in Peru ist daher auch eine ‚Maloka‘ – unter anderem mit Unterstützung von INFOE – aufgebaut worden. Die Maloka ist das Haus der Zusammenkunft und der Verständigung unter den Völkern. Die Maloka ist auch ein zentraler Ort des Wissens, der Weitergabe und Revitalisierung von traditionellem Wissen. Diese Initiative war ebenfalls auf den UN-SBSTA-Meetings vorzustellen. Wenn wir gemeinsam die Lösungen zu den uns alle betreffenden aktuellen Krisen finden wollen, ist die Bedeutung traditionellen indigenen Wissens auf allen Ebenen anzuerkennen.

In allen Kulturen ist es bedeutsam die ‚alten Geschichten‘ und darin enthaltenen Botschaften der Ahnen, die Schöpfungsmythen, Werte und das Wissen über Heilung, Vielfalt und das Leben in und mit dieser Welt nicht zu verlieren. So waren wir erstaunt, wenn nicht erschrocken darüber, z.B. von Osver zu hören, dass Kinder in südamerikanischen Ländern von den Märchen der Gebrüder Grimm lesen, während die Mythen und Geschichten ihrer eigenen – meist vielfältigen und jahrtausendealten – Kulturen praktisch nicht bekannt sind. Dies liegt unter anderem auch daran, dass diese Geschichten und Mythen nur mündlich in den jeweiligen indigenen Sprachen weitergegeben werden. Diese Sprachen waren in der Vergangenheit häufig unterdrückt oder gar verboten und werden oft nur noch von wenigen in einer Gemeinschaft gesprochen. Erst in jüngster Zeit werden sie wieder verstärkt an die Jüngeren weitergegeben. In den Corona-Zeiten schließlich sind außerdem auch viele Älteste, als Wissensträger*innen und Sprachvermittler*innen ihrer Gemeinschaften, gestorben.

Mit unserer Veranstaltung haben wir versucht einen – wenn auch bescheidenen – Beitrag zum Erhalt indigenen Wissens und Geschichten in indigenen Sprachen leisten. Daniel Jimenez erzählte uns seine Geschichte zu SDG 3 und dem Heilwissen der Matsés in seiner eigenen Sprache. In der weiteren Diskussion erläuterte er zahlreiche Zusammenhänge und Bedeutungen auf Spanisch. Wir haben dies in einem Video festgehalten.