von Annika Derichs
Zum ersten Mal war INFOE Gastgeber des zwei- bis dreimal jährlich stattfindenden Treffens des BNE-Netzwerkes Köln. 42 BNE-Akteur*innen aus unterschiedlichen Initiativen, Vereinen und Stiftungen sowie von der Stadt Köln hatten am 24. Februar den Weg in die Alte Feuerwache gefunden.
Nach der Vorstellung neuer Netzwerkmitglieder und aktueller Infos und Ankündigungen von Akteur*innen stand die Vorstellung der BNE-Arbeit des INFOE auf der Tagesordnung. Hierfür waren uns der INFOE-Mitarbeiter Leon und Katty Gualinga aus Sarayaku in Ecuador zugeschaltet. Leon macht gerade ein Praktikum und unterstützt außerdem vor Ort die Schulpartnerschaft des Colegio Sarayaku mit dem Schadow-Gymnasium in Berlin im Rahmen des INFOE-Projekts Begegnungen mit indigenen Gemeinschaften für den sozial-ökologischen Wandel.
Sabine Schielmann berichtete dann von der aktuellen BNE-Arbeit des INFOE deren zentrales Anliegen die Sichtbarmachung des Beitrags, der Erfahrungen und des Wissens indigener Gemeinschaften zur Erreichung der SDG ist. In Materialien und Veranstaltungen werden die Zielgruppen informiert und motiviert ihre Perspektiven zu erweitern und über die Entwicklung von Empathie sowie ein Erkennen der Bedeutung der kulturellen Dimension von nachhaltiger Entwicklung, ihre Handlungsmöglichkeiten zu entdecken und zu entwickeln. Sabine stellte außerdem die neuen BNE-Outdoor-Module vor.
Schulpartnernschaften zwischen Deutschland und indigenen Gemeinschaften
Im aktuellen Projekt werden Partnerschaften zwischen Schulen in Deutschland sowie anderen Bildungseinrichtungen und indigenen Schulen oder Organisationen aufgebaut und betreut. Leon berichtete über die Ziele der Schulpartnerschaft, die vor allem zur Bewusstseinsbildung beitragen soll. Dabei stellt sich insbesondere die Frage, wie sich unser Leben in Deutschland in anderen Teilen der Welt auswirkt. Indigene Vertreter*innen sollen selbst sprechen können, z. B. durch virtuelle Austauschbegegnungen oder Videobotschaften. Auch dienen Schulpartnerschaften dem interkulturellen Lernen und der Reflexion des eigenen Lebensstils, wobei sich die Schüler*innen mit anderen Lebensweisen auseinandersetzen können und gleichzeitig ihre eigene hinterfragen sollen. Ziel des Projektes ist zudem ein Bewusstsein für die Umwelt zu gewinnen, wobei es auch um die Frage geht, wie indigene naturgebundene Konzepte auch in Deutschland zur Nachhaltigkeit genutzt werden können.
Katty Gualinga berichtet über Erfahrungen im Partnerschaftsprojekt
Im Anschluss berichtete Katty Gualinga aus Sarayaku, einer Kichwa-Gemeinde im ecuadorianischen Regenwald, von ihren Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit INFOE. Das Colegio der Gemeinde Sarayaku pflegt eine Schulpartnerschaft mit dem Schadow-Gymnasium in Berlin. Katty ist die gewählte Jugendvertreterin ihrer Gemeinde und betonte, dass das Leben dort sehr eng mit dem Wald verbunden ist. Der Austausch ist auch für die Jugendlichen in Sarayaku sehr bereichernd, da sie auf diesem Wege erfahren, wie Gleichaltrige in anderen Teilen der Welt leben. Vor den virtuellen Begegnungen finden Vorbereitungsworkshops statt, in denen Fragen gesammelt und Themen erarbeitet werden.
Die Fragen der Jugendlichen sind oft ganz alltagsnah – etwa zu Essen oder Tagesabläufen – aber auch gesellschaftlich relevant, zum Beispiel zur Gendergerechtigkeit. Für viele aus Sarayaku ist es das erste Mal, dass sie direkten Einblick in das Leben deutscher Schüler*innen bekommen. Der Austausch hat bei vielen das Selbstbewusstsein gestärkt, denn es erforderte zunächst Mut, Fragen zu stellen oder über das eigene Leben zu berichten. Auch die Schüler*innen in Berlin gewannen dadurch neue Perspektiven auf Themen wie Nachhaltigkeit, Klimawandel oder das ‚Gute Leben‘.
Katty betonte die Bedeutung solcher Begegnungen: „Austausche sind wichtig, weil sie uns als indigenes Volk einen Raum geben.“ Die Sprache Kichwa spielt dabei eine zentrale Rolle – sie verändert sich zwar mit der Zeit, ist aber weiterhin ein essenzieller Bestandteil der kulturellen Identität. Der Unterricht in Sarayaku findet auf Kichwa und Spanisch statt.
Durch den interkulturellen Austausch im Rahmen von virtuellen Begegnungen ist es möglich, einen Einblick in indigenes Wissen zu erlangen und neue Perspektiven für Umwelt und Nachhaltigkeit zu gewinnen. Auch die BNE-Akteur*innen des Netzwerkes konnten einen ersten Einblick gewinnen und wurden angeregt, die globale Perspektive stärker in ihre Arbeit einfließen zu lassen.