Am 24.10.2023 organisierte INFOE ein virtuelles Treffen zwischen der indigenen Gemeinschaft Mairidicai am Putomayo in Peru und der Mapuche Schule Fundo Maquehue bei Temuco in Chile. Der Austausch zwischen den beiden Gemeinschaften, – die über INFOE mit Solarpanelen für eine unabhängige Stromversorgung unterstützt worden waren – beschäftigte sich mit der Situation der Bildungschancen für indigene Kinder in den ländlichen Gebieten. Die beiden Gemeinschaften, die jeweils ganz unterschiedlichen geografischen, klimatischen und auch sozial-politischen Herausforderungen gegenüberstehen, wollten ihre Erfahrungen hinsichtlich der Gelingensbedingungen für eine kulturell basierte Bildung austauschen.
An dem virtuellen Treffen nahmen Lehrer*innen der Schule Fundo Maquehue in Chile und der Gemeinde Mairidicai im peruanischen Amazonasgebiet sowie Mitglieder von INFOE teil. Die erwähnten Herausforderungen, wie der Einsatz der verfügbaren Technologie, Zeitunterschiede und klimatische Gegebenheiten an den beiden Standorten wurden optimal gehandhabt, wodurch ein Raum für einen konstruktiven und produktiven Dialog über die Förderung der ländlichen Bildung in indigenen Gemeinschaften geschaffen wurde.
Die Mapuche Schule in Maquehue ist eine kommunale Schule mit 160 Schüler*innen und 11 Lehrer*innen. Hier findet der Unterricht auf Spanisch statt. Die Kinder lernen außerdem Englisch. ‚Mapudungun‘, die Sprache der Mapuche, die von Ältesten aus der Gemeinschaft über Geschichten, in Zeremonien und Liedern an die Kinder weitergegeben wird, nimmt im Unterricht mehr und mehr Raum ein. So führt die Schule beispielsweise jedes Jahr das traditionelle Neujahrsfest der Mapuche, das Wetripantu, durch, bei dem in diesem Jahr auch Vertreter*innen aus anderen Ländern anwesend waren. Über die Aktivitäten zum Wiederaufbau des Gewächshauses, dem Pflanzen von Kartoffeln und der Beschäftigung mit Nahrungspflanzen haben wir vor Kurzem berichtet.
In der Gemeinschaft Mairidicai findet der Unterricht in der traditionellen Maloka – dem Gemeinschaftshaus-, die mit Unterstützung durch INFOE neu aufgebaut wurde, statt. Hier werden Kinder unterschiedlicher indigener Völker (Murui, Bora, Kichwa u.a.) von einem Lehrer in der Sprache der Murui unterrichtet. Darüber hinaus geben auch in Mairidicai Älteste das Wissen ihrer jeweiligen kulturellen Gemeinschaft in ihrer Sprache über Geschichten, Mythen und insbesondere auch über Lieder und Tänze an die Kinder weiter.
So wurde während des Austauschs trotz der Unterschiede deutlich, was indigene ländliche Gemeinschaften über Ländergrenzen hinweg verbindet. Zentrales Element in der Bildung sind die indigenen Sprachen und das darüber weitergegebene kulturelle Wissen. Die Weitergabe dieses Wissens durch Älteste ist fundamental für den Erhalt der kulturellen Identität, der Bräuche und Praktiken, die wiederum den Kern indigener Resilienz bilden. Neben dem Austausch von Erfahrungen und Perspektiven wurden auch konkrete Schritte für die weitere Zusammenarbeit besprochen, darunter Aktivitäten, die im November stattfinden werden, wie zum Beispiel zwei virtuelle Konferenzen zwischen der Maquehue-Schule und deutschen Schulen. Dies geschieht im Rahmen der Förderung der ländlichen Bildung, die INFOE und die Organisation Nor Kintuafiin im Jahr 2021 initiiert haben. Ziel ist die Stärkung der lokalen Kultur durch die Nutzung erneuerbarer Energien als strategische Unterstützung für eine bessere Bildung unter aktiver Beteiligung der zentralen Akteure.
Die Früchte der von INFOE unterstützten Initiativen und dieses Austausches zeigen sich in der hohen Motivation der Partner. Insbesondere die Gemeinde Mairidicai, hat im Vergleich zur Mapuche Schule in Maquehue mit großen Herausforderungen zu kämpfen und ist dennoch hoch motiviert. Das virtuelle Treffen, war daher für alle sehr vielversprechend, da es sehr weit voneinander entfernte indigene Gemeinschaften zusammenbrachte und einen direkten Dialog über ihre Realitäten, Herausforderungen, Erfahrungen und natürlich über die Unterstützung bei der Aufgabe, die neuen Generationen zu erziehen, ermöglichte. Dies ist von enormer Bedeutung für die Stärkung der lokalen Kulturen für eine selbstbestimmte Entwicklung sowie für ihre Widerstandsfähigkeit angesichts aktueller Herausforderungen wie der hohen Klimaschwankungen und des negativen Einflusses von Technologien auf Gesellschaften, die sie nicht kontrollieren können.
INFOE wird auf seiner Webseite weiterhin über die Zusammenarbeit mit den beiden Gemeinschaften berichten sowie die anstehenden Veranstaltungen ankündigen.
Pedro Coña Caniullan und Sabine Schielmann
El resumen en castellano se encuentra aqui: