von Katty Gualinga
Die Kichwa sind eines der indigenen Völker des ecuadorianischen Amazonasgebiets, im Herzen des Regenwaldes, wo alles geboren wird, sich fortpflanzt und der Erde zurückgegeben wird. In diesem riesigen Amazonasgebiet voller Leben, versuchen sie, das Gleichgewicht der Natur zu erhalten, das wir zum Leben so sehr brauchen. Dazu ist es wichtig, dass wir die Natur als Lebewesen betrachten, als eigenes Subjekt. Unsere Vorfahren haben auf jedes Detail geachtet, damit ihre täglichen Aktivitäten die Erde nicht beeinträchtigen. Sie ist unser Zuhause.
Seit vielen Jahren verwenden wir für unsere Teller (Mokawas), Tassen (Kallanas) und Gefäße (Tinaja) Produkte aus Ton. Diese Gegenstände werden von den geschickten Händen unserer Großmütter, Mütter und Töchter hergestellt. Es ist eine Tradition, die in unserer Kultur von unschätzbarem Wert ist. Das Wissen wird von Generation zu Generation weitergegeben. Unsere Produkte sind nachhaltig und biologisch abbaubar. Wenn einer der Töpfe zerbricht, wird er wieder Teil der Natur.
Für die Herstellung der Keramiken braucht man Geduld, Ausdauer und eine Menge Hingabe. Der Prozess ist schwierig und braucht Zeit. Bei der Produktion ist die Kommunikation und das Miteinander im Gespräch über alle Themen des täglichen Lebens wichtig. Die Frauen sitzen zusammen und erzählen sich stundenlang Anekdoten und traditionelle Geschichten. Die Techniken, mit denen sie ihre Töpferwaren herstellen, sind einzigartig, denn die Verbindung zum Land reicht viele Generationen zurück. Der Schaffungsprozess einer neuen Töpferei wird von Beginn an von einer Idee vom endgültigen Werk geleitet. Während des Prozesses lassen sich die Kunsthandwerkerinnen für die Form und das Design der Töpferwaren von den verschiedenen Tier- und Pflanzenarten inspirieren.
Wir benutzen Mokawas seit vielen Generationen, um unser traditionelles Getränk, die Chicha, zu trinken. Für viele indigene Kulturen ist sie ein Symbol des Überflusses, des Respektes und der Freundschaft.
Im Laufe der Zeit wurde unter dem Einfluss der westlichen Entwicklung alles monetarisiert. Mit der Abwanderung in nahe gelegene Städte öffnete sich unsere Kultur: unsere Sprache, unser Essen und auch unsere Töpferwaren. Für viele traditionelle Handwerkerinnen wurde die Herstellung und der Verkauf dieser Keramik zu einer zusätzlichen Einkommensquelle für ihre Familien.
In den Gemeinschaften sind die Männer für die Jagd zuständig, während die Frauen die Aufgabe haben, sich um die Kinder zu kümmern und die Hausarbeit zu erledigen. Männer und Frauen teilen sich die Feldarbeit. Die Felder sind für uns wie ein Markt. Dort säen und ernten wir die Lebensmittel, die wir für unser Leben brauchen.
Gleichzeitig ist es in den Städten die übliche Aufgabe der Männer, das Einkommen zu sichern, während die Frauen zu Hause bleiben und sich um die Kinder kümmern. Angesichts dieser Realität leiden viele Frauen unter wirtschaftlicher und sozialer Ungleichheit. So begannen viele von uns, ihre Keramiken zu verkaufen, um sich selbst zu versorgen und unabhängig zu werden. Dieses Geschäft gibt uns Hoffnung, dass es Chancengleichheit für alle geben wird. In der Zwischenzeit denken wir über die Nachhaltigkeit nach, die wir mit unseren natürlichen und vollständig biologisch abbaubaren Produkten fördern.
Unsere Lebensweise ähnelt noch immer der unserer Vorfahren. Wir sind von der Natur umgeben und genießen sie jeden Tag in einer Koexistenz. Nur wenige Menschen verstehen diesen Zusammenhang. Wir wissen, dass wir uns um diesen Raum mit seiner großen Artenvielfalt kümmern müssen. Die Arten wollen weiterhin in einem friedlichen und schadstofffreien Raum leben.
Kann man sich eine Welt ohne Plastik vorstellen? Wenn unsere Vorfahren es geschafft haben, ohne Plastik und umweltschädliche Produkte zu leben, können auch wir uns einen verantwortungsvollen und umweltfreundlichen Konsum vorstellen.
Die Natur hat keine Stimme, aber die Naturkatastrophen, die sich derzeit ereignen, sind ein Schrei nach Hilfe. Wir müssen lernen, die Natur zu schätzen, mit ihr zu leben und sie zu spüren.
Den Originalbeitrag von Katty Gualinga auf Spanisch finden Sie hier.
Auf Kichwa können Sie den Beitrag hier lesen.