von Jasmin Schütz

Am Abend des 20. März fanden wir, eine Gruppe von zwanzig Interessierten, uns im Allerweltshaus in Köln-Ehrenfeld zusammen, um in die Welt der Karen, eines indigenen Volkes in Thailand, einzutauchen. Umgeben von thailändischen Snacks, bildeten wir einen Sitzkreis und lauschten den Ausführungen von Suraporn Suriyamonton, die uns mit Geschichten und Einblicken in eine uns weitgehend fremde Kultur bereicherte.

Den Rahmen des Abends bildete die Erzählung von „Frau Frosch und Frau Reh“, die Suraporn nutzte, um uns die tief verwurzelten Werte der Karen näherzubringen: die Achtung vor der Natur, die Bedeutung jedes individuellen Beitrags zum großen Ganzen und das starke Gemeinschaftsgefühl, das diese Kultur prägt. Die Geschichte illustrierte, wie Tiere und Pflanzen als gleichwertige Teile eines Ökosystems betrachtet werden, jede Handlung eine Reaktion hervorruft und wie wichtig Fairness und gegenseitige Unterstützung sind.

Unsere Diskussion erstreckte sich auch auf die landwirtschaftlichen Praktiken der Karen, speziell die Rotationswirtschaft. Suraporn erklärte, wie die Einführung von Nationalparks durch die thailändische Regierung in den 1980er Jahren das traditionelle Landnutzungsrecht der Karen beeinträchtigte, was zu einer verminderten Anbaufläche und einer weniger nachhaltigen Bewirtschaftung führte. Sie kritisierte die Zerstörung von Wäldern für Cash-Crop Monokulturen durch ausländische Firmen, die ohne Rücksicht auf ökologische Gleichgewichte agieren, und betonte, wie die Karen versuchen, mit der Natur im Einklang zu leben, etwa indem sie die Tiere des Waldes vor einem geplanten Abbrand warnen und Baumstümpfe stehen lassen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Abends war die sprachliche Vielfalt innerhalb der Karen-Gemeinschaft. Die Diskussion um eine mögliche „Einheitssprache“ und regionale Dialekte führte zu einer tieferen Auseinandersetzung mit dem Wert der Inklusion und der Bedeutung von Sprache für die kulturelle Identität. Suraporns Hinweis auf die flexible Handhabung von Sprache bei den Karen, im Gegensatz zu den oft strengen Regeln der deutschen Sprache, regte zum Nachdenken über Inklusivität und die soziale Funktion von Sprache an.

®Jasmin Schütz

Suraporn hob hervor, wie außerhalb der Karen-Gemeinschaft deren Sprache wenig Anerkennung findet. In Thailand ist ausschließlich Thai als offizielle Amtssprache anerkannt. Um uns ein Bild von der Situation zu machen, erzählte Su von einer persönlichen Erfahrung: Als sie die Namen ihrer Kinder offiziell registrieren wollte, stieß sie auf Widerstand, da die Behörden einen zweiten Namen in Thai forderten. Trotzdem ließ sich Su nicht beirren und setzte durch, dass die Namen ihrer Kinder ausschließlich in der Sprache der Karen eingetragen wurden.

Um der Diskriminierung entgegenzuwirken, engagiert sich Suraporn stark für Bildung, die auf der Muttersprache basiert (mother tongue-based-education). Sie betonte, dass Karen-Kinder im thailändischen Schulsystem benachteiligt sind, da sie erst Thai lernen müssen, bevor sie dem Unterricht folgen können. Die Einführung von Unterricht in Karen würde es diesen Kindern erlauben, auf gleicher Augenhöhe mit ihren Mitschüler:innen zu lernen und zu wachsen, indem sie den Lernstoff leichter verstehen und aufnehmen können.

Abschließend reflektierten wir über das Erreichte des Abends: trotz unterschiedlicher Wissensstände und gelegentlicher Missverständnisse herrschte ein Geist der Offenheit, des Respekts und der Wertschätzung. Die Prinzipien der Karen – Gemeinschaft, Teilen und Unterstützung – wurden lebendig und führten uns vor, wie kultureller Austausch auf Augenhöhe möglich ist.

Ein besonderer Dank gebührt allen Anwesenden und insbesondere Suraporn Suriyamonton, die uns nicht nur einen Einblick in die faszinierende Kultur der Karen gab, sondern auch zeigte, wie wertvoll und bereichernd der Austausch zwischen verschiedenen Kulturen sein kann.