Am 29.10 fand im Großen Forum der Alten Feuerwache in Köln unsere zentrale hybride Austauschbegegnung im Rahmen der Partnerschaft mit der indigenen Gemeinde Mairidikai am Putumayo in Peru statt. Nach den vorbereitenden Aktivitäten im Juni und der Begegnung im September anlässlich der abschließenden Feierlichkeiten in der Maloka, fanden sich Peru-Interessierte und Wissenschaftler*innen, Ethnolog*innen, Künstler*innen aus Peru, Student*innen sowie Kunsthandwerker*innen und Mapuche-Vertreter*innen aus Chile zusammen, um in Präsenz und Online an den Eindrücken von den Feierlichkeiten und Erläuterungen unserer indigenen Kolleginnen und Kollegen teilzuhaben. Immer wieder betonten die sabios, die weisen Männer der Gemeinschaft, die an unserem Austausch teilnahmen, wie bedeutsam es ist, dass „wir“ hier in Europa die Gesänge singen lernen und uns den Tänzen anschließen.
Für die Anwesenden in Köln hatten wir die traditionelle Caguana zu bereitet, die allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an den Feiern in der Maloka gereicht wird. Auf der Basis der Erzählungen der an dem Austausch Teilnehmenden aus Mairidikai, der bewegenden Videoaufnahmen von den Tänzen und Gesängen sowie den Erläuterungen von Elke Falley-Rothkopf und Dominikus Rothkopf, die persönlich an den Feierlichkeiten in Mairidikai hatten teilnehmen können, hatten wir die Gelegenheit, ein wenig von der Bedeutung der Maloka als einem physischen und spirituellen Ort für Gemeinschaft, Frieden, Wissen und Verständigung zu spüren.
Während der hybriden Austauschbegegnung berichteten die traditionellen Wissensträger*innen Pedro Junior von den Murui, Gabriel und Astrid von den Bora von von der Bedeutung der Bildung und Weitergabe von traditionellem Wissen an die Kinder, im Alltag und bei den interkulturellen Festen. Die Bedeutung der Caguana ließ uns in Deutschland darüber nachdenken, welches Getränk für unsere Gäste hier von ähnlicher Bedeutung ist, sodass wir auf das „Kaffeetrinken“ und das „Teetrinken“ kamen. Da „Kaffee“ hier traditionell, vor der Einfuhr der Kaffeebohne, auch aus Eicheln zubereitet wurde und gerade die Saison war, wo die reifen Eicheln geerntet und verwendet werden könn(t)en, hatten wir beschlossen, sozusagen im Gegenzug mit den Teilnehmenden aus Mairidikai ein wenig von unserem Wissen über traditionelle Herbstbräuche, Pflanzen und Gerichte am Beispiel der Eiche als dem König des Waldes – und ihrer Früchte zu teilen. In einer Vorbereitungsaktivität waren Kinder und Mütter im Herbstwald unterwegs gewesen um Eicheln zu sammeln und diese zu trocknen, zu rösten und schließlich zu Eichelkaffee zu verarbeiten. Auch haben wir uns mit der mythologischen Bedeutung der Eiche in Europa befasst und Mairidikai davon erzählt.
Der Austausch stieß auf solches Interesse, dass er schließlich mit einer kleinen Pause fast 2,5 h dauerte. Als besonders bereichernd wurde empfunden, dass auch die Repräsentantinnen und Repräsentanten der indigenen Gemeinschaft aus dem Sonnencent-Projekt aus Maquehue, an dem Austausch virtuell teilnahmen und sogar eine eigene Präsentation vorbereitet hatten. Außerdem klang in den Teilnehmenden nach, was Gabriel aus Mairidikai von der Geschichte der Maloka als Institution zwischen Völkern gänzlich verschiedener Sprachfamilien erzählte: Der Ursprung der Maloka liegt zwei Jahrhunderte zurück, als die indigenen Völker der Region noch nicht in das Blickfeld der Welt gerückt waren, wie es später im Rahmen des Kautschukbooms geschah. Tatsächlich bekämpften sich die einzelnen Völker und Gemeinschaften auf das heftigste, bis ein Punkt erreicht war, an dem die Weisen beschlossen, dass es so nicht weitergehen könne. Und so wurden die Festzyklen, Rituale und Feierlichkeiten in der Maloka entwickelt, um das Gleichgewicht und Frieden wieder herzustellen.
Weitere Informationen zur Maloka und ihrer Bedeutung für Verständigung und Partnerschaften finden Sie im Beitrag von Arlen Ribeira zu SDG 17 auf unserer ‘Bewegten-SDG-Seite‘.