Mit 12 Teilnehmenden haben wir uns bei unserer diesjährigen Veranstaltung im Rahmen der BNE-Tage in Rheinland-Pfalz auf den Weg gemacht, um zu erspüren, wie wir als Menschen aktiv an der sprachlichen, kulturellen und natürlichen Vielfalt auf der Erde teilhaben. Wir haben uns zusammengefunden, um ‚raus zu gehen mit der Sprache’ und herauszufinden, wie Sprache und durch sie kommuniziertes Wissen einer kulturellen Gemeinschaft mit der natürlichen Umgebung verbunden ist.  In spielerischen Übungen und Erkundungen haben wir Buchstaben, Wort-Schätze und so manches mehr in der Natur entdeckt.

Es ging über Wiesen und Felder wo wir uns auf die Suche nach Buchstaben bzw. buchstaben-ähnlichen Formen in der Natur machten. Dabei hieß es ‚Augen auf‘ und einmal mit einem ganz anderen Blick auf Blumen, Grashalme oder Äste herumzustreifen. Und siehe da, es konnte so mancher Natur-Buchstabe gefunden werden. Weiter ging es auf unserer Sprach-Entdeckertour hinein in den Wald. Mit Naturgegenständen im Wald werden Buchstaben und Wörter er-fass-bar und lassen sich mit allen Sinnen erschließen. So konnten zu vielen Buchstaben des ABCs Naturgegenstände mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben gefunden werden. Vor allem für jüngere Kinder wird das Lesen und Schreiben lernen durch die spielerische Verknüpfung der Buchstaben des ABCs und den gesammelten Wald-Gegenständen leichter.

Die Kleinsten der Teilnehmer*innen suchten nicht nach den geschriebenen Buchstaben, sondern folgten ihrem Gehör auf der Buchstaben-Laute-Jagd. Schließlich konnte aus den gefundenen Natur-Wortschätzen auch ein Rätsel gelegt und gelöst werden …. Erraten Sie das Lösungswort?

In Eierkästchen sammelten die Teilnehmenden zu zweit oder dritt Naturgegenstände zu Gegensatzpaaren von Adjektiven, wie weich-hart, rund-eckig oder schwer-leicht. Die anderen Teilnehmer*innen sollten dann jeweils anhand der Gegenstände erraten, um welches Gegensatzpaar es sich handelt. Darunter war auch das Paar ‚pflanzlich-erdlich‘.

So waren wir mit allen Sinnen wortschöpferisch und Geschichten-erfinderisch unterwegs im Wald. Gemeinsam erzählten ‚Klein und Groß‘ Pflanzen- und Tiergeschichten, die als Ausrollgeschichten ent-wickelt oder pantomimisch vorgespielt wurden.

Auf bewegte und bewegende Weise konnten wir erfahren, welche Schätze, Bilder und Erinnerungen, welches Wissen in uns stecken, wie diese mit der natürlichen Umgebung verbunden sind und durch Sprache nach außen getragen und geteilt werden. Wie wir unseren inneren Wortschatz finden, heben, teilen und vermehren können, haben wir gemeinsam erlebt. Der achtsam geteilte Schatz macht uns alle reich und ist ein Schlüssel zum Erhalt der natürlichen und biologischen Vielfalt, die ihn überhaupt erst hervorgebracht hat. Das ortsbezogene Wissen von Menschen ist einzigartig und somit auch die menschlichen Kulturen und Sprachen an jedem Ort. Daraus entsteht ein kulturelles und sprachliches Wissen, das ebenso vielfältig ist wie die biologische Vielfalt. Daher ist es wichtig – und anders eigentlich gar nicht möglich-, gemeinsam mit der biologischen Vielfalt auch die Vielfalt an Kulturen und Sprachen zu pflegen und zu erhalten. Denn in der Vielfalt der Kulturen und Sprachen stecken die Antworten und Lösungen auf Fragen und Herausforderungen für den Erhalt der biologischen Vielfalt.

Quellen und methodische Anregungen:

  • Raus mit der Sprache | Draußenlernen im Deutschunterricht und in der Sprachförderung –2023 Herausgeber: Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) Autorin: Julia Mirle Clausen.
  • Stiftung SILVIVA (Hrsg.) Draußen unterrichten. Das Praxishandbuch für die Grundschule. Ausgabe für Deutschland ©2019 hep verlag ag, Bern

Text:    Aylin Coña Schielmann und Sabine Schielmann, INFOE

Fotos: Katrin Bank, siebentagephotographie