Wieder einmal wurden die Teilnehmenden unseres zweiten Multipikator*innen-Workshops von den Erfahrungen und dem kulturellen Wissen der beiden indigenen Referent*innen inspiriert und bereichert. Am 30. November 2022 fand der Workshop – diesmal nur Online – gemeinsam mit dem Umweltbildungszentrum in Berlin statt. Zentrales Thema war das SDG 16 und die Bedeutung von Orten einer gelebten Kultur- und Naturverbundenheit für Frieden und Harmonie in Gemeinschaften.
Mit der Frage nach natürlichen, zum Teil kulturell geprägten Orten, welche die Teilnehmenden am ehesten mit Frieden verbinden, sind wir bildhaft und assoziativ ins Thema eingestiegen. 22 Multiplikator*innen, viele von ihnen aus NRW, hatten sich zum spannenden Austausch mit den indigenen Gästen eingefunden.
Nach dem Einstieg erzählte Julius Daguitan – der Generalsekretär des Asia Young Indigenous Peoples Network (AYIPN) – vom ‚Dap-ay‘ bei den Kankanaey in Sagada. Er bezog sich dabei auch auf den Erfahrungsbericht von Joan Carling in der Publikation ‚Indigene Wege‘. Das Dap-ay ist ein sowohl physisches als auch spirituelles Zentrum des indigenen Wissenssystems und der indigenen Praktiken. Es bietet ein System für die politischen, sozialen und spirituellen Angelegenheiten der Gemeinschaft. Seine Hauptfunktionen – Regierungsführung und Justiz, Ressourcenmanagement und die generationsübergreifende Übertragung von Wissen und Praxis – sind miteinander verbunden. Julius Daguitan berichtete vom Projekt des Aufbaus eines Dap-ay in Baguio City und von den kulturellen und wissensvermittelnden Aktivitäten, die sie als junge indigene Vertreter*innen zum Erhalt von Wissen und Traditionen dort durchführen. Insbesondere die generationenübergreifende Weitergabe von Wissen, das Fortbestehen von Riten und Traditionen rund um die Landwirtschaft und der Schutz ihres Landes sind zentral für die kulturelle Identität und die Perspektiven der jungen Generation. Im Video erfahren Sie mehr hierzu.
Jasmine Neosh von der Menominee Nation und aktuell Jura-Studentin an der University of Michigan Law School, gab uns erneut einen bewegenden Einblick in das naturverbundene Nachhaltigkeitsverständnis der Menominee. Sie hob die Bedeutung der Natur, insbesondere des Waldes, in der Weitergabe und dem Erhalt von Wissen einer kulturellen Gemeinschaft hervor. Die Natur, das Land und der Wald geben uns Menschen so viel bzw. alles und sind daher von unschätzbarem Wert für unser Leben. Wie Jasmine sagt „Die Erde gibt uns die Möglichkeit, die besten Menschen zu sein, die wir sein können. Die Natur ist unsere Lehrerin und wir Menschen haben die Verantwortung achtsam und respektvoll mit ihr, der Erde und den Ressourcen umzugehen. Dieses lebenswichtige Wissen bzw. Prinzip heißt es an die jüngeren Generationen weiterzugeben. ‚Dankbarkeit‘ ist dabei ein Schlüssel für harmonische und friedvolle Beziehungen sowohl mit der Natur als auch zwischen Menschen. Bis heute beginnen viele kulturelle und politische Ereignisse bei indigenen Nationen Nordamerikas mit den, “Worten, die vor allen anderen kommen“, die als “Thanksgiving Address” bekannt sind und mit denen der gesamten belebten Welt gedankt wird. In einer kleinen ‚Dankbarkeits-Übung‘ an besondere Orte unserer Erinnerung, haben wir versucht, dies ein wenig erfahrbar zu machen.
Dankbar sind wir und alle Teilnehmenden für das geteilte Wissen, die Inspiration und die heilsamen kleinen praktischen Anregungen für unser tägliches Leben und Tun, die wir von unseren beiden indigenen Referent*innen in diesem Workshop erhalten haben.
Die folgende Präsentation gibt einen kurzen Überblick über den Ablauf des Workshops mit weiterführenden Informationen.