von Sophia Lippemeier
Ende März hatten wir die Freude, Suraporn Suriyamonton, ein Mitglied der indigenen Karen-Gemeinschaft, bei INFOE begrüßen zu dürfen. Zu diesem Anlass besuchten wir gemeinsam mit Suraporn die Goetheschule in Essen, die im Rahmen des Partnerschafts-Projekts Begegnungen mit indigenen Gemeinschaften für den sozial-ökologischen Wandel eine Partnerschaft mit der Khun Mae Yod Schule im Norden Thailands eingegangen ist. Mit dieser lebendigen Begegnung und den von Suraporn sehr authentisch vermittelten Eindrücken in Kultur und Lebensweise der Karen nimmt die Essen-Thailand-Partnerschaft nun auch für die Schüler*innen der Goetheschule Fahrt auf.
Seit dem letzten Bericht zum Stand der Thailand-Partnerschaft (Partner*innen für die Begegnungen mit Karen-Schulen in Thailand) haben sich einige Veränderungen ergeben: Dank der Karen-Organisation ‘Pgakenyaw Association for Sustainable Development’ (PASD) hat sich ein Partner für einen Austausch mit der neunten Klasse der Essener Goetheschule gefunden – die Khun Mae Yod Schule im Norden Thailands. Diese kooperiert nun schon seit fünf Jahren mit dem PASD, mit dem Ziel ihren Schüler*innen, die größtenteils den Karen angehören, traditionelles Wissen aus deren Gemeinschaft zu vermitteln. In virtuellen Meetings konnten die Lehrkräfte aus Essen und der Chiang Mai Provinz bereits miteinander in Verbindung treten, und gemeinsam den Schüler*innenaustausch im Sommer diesen Jahres vorbereiten.
Im Rahmen von Suraporn Suriyamontons Besuch durften die Schüler*innen der Essener Goetheschule nun erste Eindrücke vom Leben ihrer Austauschpartner*innen gewinnen. So sammelten sich am 20. März eine Klasse von zehn Schüler*innen sowie zwei Lehrkräften in den beeindruckenden Räumlichkeiten der internationalen Schule, um mehr über die Khun Mae Yod Schule und das Leben der in Thailand ansässigen Karen zu erfahren. Während des Besuches äußerten die Schüler*innen vielseitiges Interesse, einerseits zu Aspekten wie Kultur, Sprache, und Alltag der Karen, sowie besonders der Karen-Schüler*innen, andererseits auch zu politischen Aspekten wie der thailändischen Monarchie und dem Stand der Meinungs- und Pressefreiheit. Viele waren auch durch den eigenen multikulturellen Hintergrund und ein allgemeines Interesse an anderen Teilen der Welt inspiriert.
Nach einer kleinen Vorstellungsrunde und gemeinsamem Einüben von Begrüßungen in der Karen-Sprache führt Suraporn mit einer kurzen geographischen und politischen Verortung der Karen in das Thema ein. Verschiedene Subgruppen der Karen finden sich in Thailand und Myanmar, wo sie eine ethnische Minderheit bilden. Wer mehr über die Karen lernen möchte, findet weitere Informationen auf der bewegten SDG-Seite des INFOE unter SDG 15.
Entlang eines bildlichen Jahreskalenders erzählt Suraporn den Schüler*innen von den diversen kulturellen Traditionen der Karen. Dabei geht es insbesondere um die Landwechselwirtschaft und einen symbiotischen Umgang mit der Natur, aber auch um Rituale, Religion, Praktiken wie das Stoffweben, das Teilen und der Austausch von Arbeit, oder traditionelle Lieder. Ebenso thematisiert sie die Herausforderung, im kapitalistischen System jene Traditionen und Praktiken fortzuführen.
Eine Videopräsentation vermittelte den Schüler*innen erste Eindrücke von der Schule ihrer Austauschpartner*innen. Die Bilder zeigen die Räumlichkeiten der ländlich gelegenen Schule, und ihre Schüler*innen, wie sie zur morgendlichen Versammlung die Schulhymne singen, in Schuluniform im Unterricht sitzen, oder sogar das Barista-Handwerk erlernen. Letzteres ist auf das Ziel zurückzuführen, den Schüler*innen auch praktisches Wissen an die Hand zu geben, da viele nach Beendung der neunten Klasse keine Möglichkeit haben, ihre Schulbildung fortzusetzen.
Dank Suraporns vielseitiger Einführung in das Leben der Karen haben die Schüler*innen der Essener Goetheschule eine Möglichkeit bekommen, sich auf den anstehenden Austausch mit den Schüler*innen der Khun Mae Yod Schule einzustimmen. Über den weiteren Verlauf des Austauschprojektes werden Sie hier auf unserem Blog stetig auf dem Laufenden gehalten.